News | 07.09.2021

Der Generationswechsel ist vollzogen

Anlässlich seines 70. Geburtstages 2021 übergab Dr. Matthias Nagel vor dem gesamten Team den Staffelstab an Matthes Nagel und Jochen Deubner, die weiterhin die Firma als Geschäftsführer leiten. Robert Janetzko, der jetzt bei Simba n³ die Softwareentwicklung verantwortet, wurde zum Prokuristen ernannt. Mit dem Geschäftsführerwechsel ist die lange von Dr. Nagel geplante Unternehmensnachfolge erfolgreich abgeschlossen.

Simba n3 Generationswechsel

Gruppenbild anlässlich der Firmenveranstaltung: v.l.n.r. Robert Janetzko, Matthes Nagel, Dr. Matthias Nagel, Jochen Deubner und Michael Brhel

Dr. Nagel gab einen kurzen Abriss der 23jährigen Firmengeschichte und verwies auf jahrzehntelangen Einsatz von Visual Analytics und das dafür nötige Algorithmen- und Datenverständnis. Beides ermöglichen das Hinterfragen von Datenmustern und Zusammenhängen, was ein fachliches Verständnis für neue Themen, auch in neuen Branchen ermöglicht. Dies ist „Firmen-DNA“, Bestandteil aller Projekte und Alleinstellungsmerkmal von Simba n³.

Michael Brhel, Geschäftsführer der Simba Computer Systeme GmbH, würdigte die Lebensleistung des Jubilars. Er stellte klar, dass Dr. Nagel, jetzt befreit von operativen Aufgaben als Data Evangelist weiterhin die Geschicke von Simba n³ mitgestaltet und damit sein Data Science-Knowhow und wertvolle Erfahrungen aus mehr als 50 Berufsjahren der Firma noch möglichst lange erhalten bleiben. Verstetigung von Innovationen und Kontinuität bei Simba n³ sind gerade in disruptiven Zeiten die richtigen Signale von Verlässlichkeit an Team, Kunden und Partner.

Was macht eigentlich ein Data Evangelist?

Michael Brhel und Dr. Matthias Nagel im Gespräch

Michael Brhel (MB): Data Evangelist als Beruf ist noch selten. Was macht eigentlich ein Data Evangelist?

Dr. Matthias Nagel (M1): Das stimmt, man trifft heute noch selten in Unternehmen auf Technology–Evangelists oder Data Evangelists, die dort Wegbereiter für neue Technologien und Innovationen sind. Im biblischen Sinn ist es ureigene Aufgabe eines Evangelisten, andere für bestimmte Sachen oder Dinge zu begeistern. Es versteht sich, dass ein Evangelist auch selbst von der Sache begeistert sein muss. Beim Data Evangelist sind es Daten und all das, wofür man Daten nutzbringend einsetzen kann. Dazu schreibe ich Artikel, beteilige mich an Forschungsprojekten und spreche auf Workshops und Tagungen, wie Daten die Arbeit von Firmen, der Gesellschaft und unser aller Alltag verändern. Ziel ist natürlich immer die Veränderung zum Besseren, aber manchmal können der Umgang mit Daten und noch viel öfters fehlende valide Daten die Gesellschaft in eine Schräglage bringen.

MB: Welche Erwartungen hast Du an Deine neue Funktion?

M1: Da die Last der Geschäftsführung nach über 20 Jahren entfällt, bin ich auf neue Herausforderungen gespannt, die ich u.a. darin sehe, innovative datenbasierte Lösungen für diverse Märkte zu konzipieren. Mit zur Verfügung stehenden Ressourcen können wir flexibel wie ein Start Up arbeiten, um Konzepte bis hin zu Prototypen voranzutreiben – so wird Innovation bei Simba n³ verstetigt. Mit unserem Team realisiere ich weiterhin interessante Data Science-Projekte für Kunden, um deren Entscheidungsprozesse zu unterstützen.

Gerade über solche Digitalisierungsprojekte können wir Kunden und Partnern vom Nutzen von Daten überzeugen und Glaubwürdigkeit vermitteln. Dazu muss ein Data Evangelist immer aktuelle technische Informationen und Visionen vermitteln – innerhalb des eigenen Unternehmens, um neue Innovationen anzuschieben, und außerhalb des Unternehmens bei Kunden und Interessenten. Insofern ist die neue Funktion für mich Ehre und Herausforderung zugleich. 

MB: Was ist der Unterschied zwischen Data Analyst, Data Scientist und Data Evangelist?

M1: Alles drei sind kreative Digitaljobs. Von „Data Evangelists“ wird Spitzen Know-how bei Analyse von Daten und Data Science erwartet, welches aber zusätzlich mit langjährigen Projekterfahrungen anzureichern ist. Was sich wie die ‚Quadratur des Kreises‘ anhört ist aber genau das, mit dem ich mich seit Ende meines Studiums 1974 bis heute (also 47 Jahre!) permanent beschäftige!
Wenn man auf einen branchenunabhängigen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann, fängt man bei neuen Projekten selten bei null an (das gilt auch für neue Branchen). Durch Erfahrungen fallen einem bei Sichtung von Daten unweigerlich mögliche Lösungsvarianten ein (oder Datenprobleme auf, die zu beheben sind), die für Digitalisierungs- und KI-Projekte als smarte Entscheidungsgrundlagen erprobt und meist direkt praktisch genutzt werden können.

MB: Wenn ich Dich richtig verstanden habe, gehören Daten, Analyse und Kommunikation eng zusammen und ebenfalls zu Aufgaben eines Data Evangelist?

M1: Zu Daten und deren sachgerechter Analyse gehört auch immer die Kommunikation. Komplizierte oder sogar komplexe Ergebnisse verständlich zu kommunizieren war und ist eine Kunst! Wir setzen in unseren Projekten dafür erfolgreich interaktive dynamische Grafik ein, durch die sich sogar für Ungeübte auch komplizierte Sachverhalte anschaulich und transparent vermitteln lassen. Aber auch hier gilt: Mitdenken ist unerlässlich. Dabei ist immer zu beachten, dass alle Entscheidungen (nicht nur datenbasierte) auf Modellen und Annahmen beruhen, welche die Realität immer vereinfacht darstellen. Mit Fehlern bei Modellen muss man rechnen, einige Modelle sind nützlicher als andere. Das gilt übrigens auch für KI-Anwendungen. Sie sind wichtig, müssen aber – weg von Marketing-Buzzwords – immer an der Realität gemessen werden. Aber: „Künstliche Intelligenz ist besser als natürliche Dummheit“.

MB: Die Notwendigkeit, aktuelle und valide Daten richtig zu analysieren und die Ergebnisse dann verständlich zu kommunizieren erleben wir gerade erneut als Defizit der Corona-Pandemie – mit katastrophalen Folgen!

M1: Ja, das in Deutschland bis heute exakte Angaben zur aktuellen Corona-Impfquote fehlen, sagt viel zum Stand der Digitalisierung aus: „Deutschland ist das digitale Schilda“. Schlechte Datenlage, von Parteipolitik getriggerte populistische Entscheidungen, das Verdrängen unangenehmer Wahrheiten -um Wähler nicht zu verschrecken, Unvermögen, aus Fehlern zu lernen und ein endloser Diskurs bis hin zum Zerreden führen zu einem permanenten kommunikativen Super-Gau. Hierin sehe ich Ursachen der heutigen Corona-Notlage, bei der es um viele Menschenleben geht und von einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft. Generell fehlt unserer Gesellschaft ein Mindestmaß an Risiko-Verständnis.

MB: Welche Eigenschaften helfen Dir bei Digitalisierungsprojekten am meisten?

M1: Mit Neugier, Kreativität und Leidenschaft an Daten sind meist anspruchsvollste Herausforderungen zu bewältigen, gerade dann, wenn mit einem Projekt praktische, bisher „analoge“ Aufgaben digitalisiert werden sollen. Wenn aber eine unrealistische Vorstellung von Qualität oder Verfügbarkeit der Daten dazu noch auf unklare Zielstellungen trifft, wird es schwierig. Projekte werden dann um vieles aufwändiger und sind dadurch manchmal ökonomisch nicht mehr sinnvoll.

MB: Welche konkreten Pläne hast Du als Data Evangelist?

M1: Davon habe ich eine Menge. Ich möchte zwei konkrete Pläne benennen, deren Umsetzung wir selbst in der Hand haben, wenn wir analog zu einem Start-Up agil und flexibel agieren und neue Technologien umsetzen – gemäß meinem a-priopri Grundsatz „Geht nicht, gibt es nicht!“

  • Unser MVZ-Kompass soll um augmented analytics und Nutzung unseres Daten Knowhows zum smarten MVZ-Kompass ausgebaut werden, der durch proaktive Hinweise und Entscheidungshilfen Kunden und Interessenten begeistert und für sie so zu einer „must have“ Lösung wird. Dabei geht es mir um generische Prinzipien, die sich auf alle unsere Softwarelösungen anwenden lassen.
  • Zumindest konzeptionell möchte ich den Nachfolger unseres erfolgreichen VisualCockpits als modulare Kerntechnologie für unsere aktuellen und zukünftigen Branchenlösungen an den Start bringen.
  • Sobald es die Corona-Situation wieder erlaubt, wollen wir von Simba n³ außerdem wieder eine weitere Konferenz zu smarten Daten durchführen, auf der wir schlanke, innovative Lösungen vorstellen möchten, die Partner, Kunden und Interessenten inspirieren sollen, jetzt ihre Prozesse zu digitalisieren. Hier gibt es nicht nur bei KMU unverändert dringenden Nachholbedarf – Digitalisierung wird zur praktischen Überlebensstrategie von Firmen.

MB: Anspruchsvoll und langfristig angelegt! Vieles davon ist auch für die Simba Computer Systeme GmbH wichtig. Lass uns daher in einiger Zeit die Pläne reflektieren und das Gespräch fortsetzen. 


M1: Gern, vielleicht dann schon mit ersten Ergebnissen.